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AutorenbildFranziska Roth

Studierende brauchen jetzt Unterstützung


 

Der Nationalrat und der Ständerat lehnen die Motion leider ab. Sie sagen NEIN zu mehr Chancengerechtigkeit in der Bildung und gefährden die Wirtschaft von morgen.

 

Der Bund und die Kantone haben schweizweite schnell und umfassend Hilfsangebote bereitgestellt. Gut so! Aber: die Studierenden und die Auszubildenden hat man in einer ersten Runde schlicht vergessen. Wenn wir nicht koordiniert reagieren, so nehmen wir Studienabbrüche in Kauf.


Eine schweizweite Erhebung der finanziellen Auswirkungen der Coronakrise auf die Studierenden fehlt noch – entsprechende Auswertungen werden laut SBFI in der zweiten Hälfte 2022 erwartet.


Wenn wir nichts machen, laufen wir Gefahr, dass wir im Nachhinein feststellen müssen, dass Nichts machen, für den Werk- und Bildungsplatz fatal war.


Es ist mir bewusst, dass in erster Linie die Kantone zuständig sind, dies bedeutet aber nicht, dass sich der Bund bei den Studierenden und Auszubildenden aus der Verantwortung stehlen darf.


Auch ohne Corona sind ca. 10'000 Personen jährlich aufgrund fehlender Finanzen eine Ausbildung verwehrt. NGO’s springen hier ein.


Wir müssen alles daransetzen, dass die Krise die Schere nicht zusätzlich öffnet.


Der oder die Kritiker können nun einwenden, dass langsam wieder vermehrt Studentenjobs zurück auf den Markt kommen. Vermutlich blenden sie aber aus, dass viele Studierende überfällige Rechnungen (Miete, Krankenkasse, etc.) haben und ihnen die Schuldenfalle droht.


Die bestehende Nothilfe ist in jedem Kanton und an jeder Hochschule unterschiedlich. Dieser Flickenteppich hat Potenzial zu zahlreichen Lücken, dass nämlich viele Auszubildende gar keine Unterstützung erhalten.


Laut SBFI bietet ca. die Hälfte der Hochschulen spezifische Nothilfe an. Also hat knapp die Hälfte keinen Zugang zu Nothilfe. Wie sieht es bei allen anderen weiterführenden Schulen aus?


Im Durchschnitt lindern laut der Stiftung EDUCA SWISS, die sich für Chancengerechtigkeit einsetzt, CHF 5'000 den dringendsten Bedarf zur Überbrückung.


Bei EDUCA SWISS waren die schweizweit zur Verfügung stehenden CHF 600'000 als zinslose Notfalldarlehen für Betroffene in wenigen Wochen ausgeschöpft. Es konnten rund 140 Personen in Not unterstützt und konkrete Studienabbrüche und Überschuldung vermieden werden. Also, die Hilfe kommt an und nützt. Genau so muss es sein. Bei den Massnahmen für die Wirtschaft wird zu Recht genau gleich argumentiert. Man anerkennt, dass es möglicherweise über die besondere Lage hinaus Unterstützung braucht. Die Studierenden und Auszubildenden sind die Berufsleute von Morgen.


Laut einer Erhebung der Uni Bern geben von 1’316 Studierenden 15% einen Nebenjobverlust an und 11% haben finanzielle Probleme. 19% der Studierenden befürchteten eine Verlängerung des Studiums, über 3% eine Studienunterbrechung und 2% einen Studienabbruch.


Gehen wir analog dieser Erhebung bei den Studierenden von einer Anzahl von 300'000 Personen aus, so könnten 2-5% akut von einer Studienunterbrechung oder einem -abbruch bedroht sein. Wenn wir von nur 2% nachweisbar Betroffenen ausgehen, bedeutet dies einen Fondsbedarf von ca. CHF 30 Mio.


Wenn mit dieser Summe die Zukunft von 6'000 Betroffenen gesichert werden kann, ist der volkswirtschaftliche Nutzen um ein Vielfaches höher. Zudem können wir damit bei jungen Menschen viel menschliches Leid verhindern. Und dass uns Überbrückungshilfen günstiger kommen als alles andere, sind wir uns wohl auch einig, oder?


Wir wollen nicht abwarten, bis uns irgendwann die Zahlen belegen, dass jetzt Hilfe nötig gewesen wäre, weil dann ist es zu spät. Lieber stellen wir jetzt Mittel zur Verfügung, und weniger nötig umso besser.


Einen schweizweiten Notfonds, der allen Personen in einer Aus- oder Weiterbildung zur Verfügung steht, können wir ohne hohe Kosten rasch und mit bewährten Mitteln einrichten (z.B. Stipendienstellen oder Vergabemodell von NGO’s die heute schon so arbeiten).


Geben wir uns einen Ruck und stellen die notwendigen Mittel für die Auszubildenden zur Verfügung. Diese Menschen sind die Wirtschaft von Morgen. Wenn wir ihnen dies verwehren, wird uns dies später sehr viel teurer zu stehen kommen.


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