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AutorenbildFranziska Roth

In der Psychiatrie wird seit Monaten triagiert


Eine Berufskollegin berichtet mir, dass eine Schülerin in eine onko-reha überwiesen wurde, weil in der Psychiatrie kein Platz mehr ist und eine andere berichtet mir vom Suizid eines Primarschulkindes.


Dies sind keine Einzelfälle, sondern repräsentativ für das ganze Land. Landauf, landab fordern Fachleute, es brauche mehr Sensibilisierung und Geld, um die Probleme konkret anzugehen. Dazu gehören Investitionen in Prävention, Gesundheitsförderung und Früherkennung aber auch in die Behandlungsangebote.


Mangels teilstationärer Plätze müssen die Patientinnen und Patienten aus ihrem angestammten Umfeld herausgerissen und stationär untergebracht werden, wo sie die Behandlungsplätze derjenigen konkurrieren, die die Klinik wirklich brauchen. Ihre Behandlung kostet in der Klinik unnötigerweise deutlich mehr als in der Tagesklinik. Der Grund für diesen Missstand ist offensichtlich: Weil teilstationäre Plätze ambulant abgerechnet werden, sind sie ein Verlustgeschäft. Es braucht Massnahmen, damit der Grundsatz "ambulant vor teilstationär vor stationär" hier nicht ins Gegenteil verkehrt bleibt.


Aus diesen Gründen bat ich den Bundesrat in einem Bericht aufzuzeigen, wie die Finanzierung kinder- und jugendpsychiatrischer Institutionen zu steuern ist, dass Benachteiligungen vermieden werden. Im Speziellen sollte er aufzeigen, wie teilstationäre Angebote in ausreichender Zahl und Grösse finanziell zu sichern sind.


Bundesrat und Parlament haben das Postulat abgelehnt, dies mit der Begründung:


«Wie eine nachhaltige Finanzierung dieser Angebotsstrukturen auszugestalten ist, ist in erster Linie durch die Kantone - unter Einbezug der Tarifpartner - zu prüfen.»

Streng genommen stimmt das, aber im Rahmen seiner Zuständigkeiten könnte der Bund dazu beitragen, diese Herausforderung anzugehen. Dieses Engagement ist nicht ausreichend. Die Kinder- und Jugendpsychiatrien in der Schweiz können inmitten der Pandemie keine Entwarnung geben: Die Anzahl Kinder und Jugendlicher mit psychischen Problemen hat im Vergleich zum ersten Pandemie-Jahr noch einmal zugenommen.


Fakt ist, für die betroffenen Kinder- und Jugendlichen und ihr Umfeld ist es unerheblich, ob der Bund oder die Kantone für die Versorgung zuständig sind.

Kinder und junge Erwachsene sind über alle Altersgruppen betrachtet von den Folgen der Corona-Krise psychisch am meisten belastet. Und um es ganz deutlich zu sagen:


In der Psychiatrie wird seit Monaten triagiert.


Wir Politiker:innen dürfen nicht nur bei Medienanfragen unsere Betroffenheit ausdrücken, wir müssen auch handeln. Ich bleib an der Sache dran.


Schauen Sie dazu auch mein Votum vom 13. Dezember 2021.

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