Inklusion leben – Mein Besuch bei der VEBO Solothurn
- Franziska Roth
- 2. Juni
- 2 Min. Lesezeit

Die berufliche und soziale Integration von Menschen mit Behinderungen ist für mich nicht nur ein politisches Anliegen – es ist ein Herzensthema. Ich bin überzeugt: Eine Gesellschaft ist nur dann wirklich gerecht und solidarisch, wenn alle Menschen gleichberechtigt am Leben teilhaben können – unabhängig von Behinderung, Herkunft oder anderen Voraussetzungen.
Deshalb war mein Besuch bei der VEBO Solothurn im Rahmen meiner Tour d’économie für mich ein ganz besonderes Highlight. Die VEBO ist ein Paradebeispiel dafür, wie Inklusion konkret gelebt wird – mit Mut, mit Überzeugung, mit Wirkung. Seit ihrer Gründung im Jahr 1964 verfolgt sie konsequent das Ziel, Menschen mit gesundheitlichen oder sozialen Einschränkungen eine sinnvolle Arbeit und Ausbildung zu ermöglichen, die im ersten Arbeitsmarkt verankert ist. Dass dies auf einem rein privat finanzierten Fundament geschieht, ist umso bemerkenswerter.
Besonders beeindruckt hat mich das Gespräch mit Geschäftsführer Marc Eggimann. Er machte deutlich, wie sehr die VEBO als modernes Unternehmen agiert – wirtschaftlich, gewinnorientiert und gleichzeitig zutiefst wertegeleitet.
«Wir behalten unsere Vision stets im Blick», sagte er mir. «Von der Institution mit geschützten Werkstätten und Wohnheimen hin zum wettbewerbsfähigen Unternehmen der beruflichen und sozialen Inklusion.»
Diese Haltung, getragen von unternehmerischer Stärke und gesellschaftlichem Bewusstsein, verdient höchste Anerkennung – und politische Unterstützung.
Mich haben vor allem auch die vielen Gespräche mit Mitarbeitenden bewegt – sei es in der Konfektionierung, der Mechanik, im Packing oder in der Elektronikabteilung. Ihre Geschichten, ihre Klarheit, ihr Stolz auf die eigene Arbeit – das alles hat mich tief berührt. Es zeigt mir: Inklusion ist keine Einbahnstrasse der Fürsorge, sondern ein gegenseitiger Gewinn. Sie stärkt den sozialen Zusammenhalt – und sie birgt enormes Potenzial für unsere gesamte Gesellschaft.
Umso unverständlicher ist es für mich, dass Inklusion im politischen Diskurs in Bern oft noch als «Nice-to-have» betrachtet wird. Ich frage mich ernsthaft: Warum steht dieses Thema nicht bei allen Parteien ganz oben auf der Agenda? Gibt es irgendeinen Grund, warum nicht alle Menschen gleiche Rechte und Chancen auf Bildung, Arbeit und gesellschaftliche Teilhabe haben sollten? Meine klare Antwort: Nein!
Deshalb setze ich mich weiterhin mit aller Kraft für gesetzliche Rahmenbedingungen und Förderstrukturen ein, die Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen – inmitten unserer Gesellschaft, nicht am Rand.
Mein herzlicher Dank gilt der VEBO, ihren Mitarbeitenden und Marc Eggimann für den offenen Austausch und die inspirierende Begegnung. Ihr Engagement zeigt: Eine inklusive Gesellschaft ist möglich – wenn wir sie gemeinsam gestalten.
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